Weltladentag 2014 – Mensch.Macht.Handel.Fair.

Weltladentag 2014 – Mensch.Macht.Handel.Fair.

Entstanden vor 40 Jahren als Antwort auf die Ungerechtigkeiten des konventionellen Handels bietet der Faire Handel eine praktische Alternative und setzt sich gleichzeitig für politische Reformen ein.

Er verfügt über eine Jahrzehnte lange Erfahrung, wie Menschen- und Arbeitsrechte innerhalb internationaler Lieferketten gewährleistet werden können und dies auch gegenüber den Kunden transparent gemacht werden kann.

Obwohl der Umsatz mit fair gehandelten Produkten in den letzten Jahren stark gestiegen ist, macht der Faire Handel aber immer noch weniger als 0,1 Prozent des weltweiten Handels aus. (Fair Trade Advocacy Office)

Wer sich gegen Armut und Ungerechtigkeit einsetzt, muss sich daher zwangsläufig mit den Handelspraktiken von Supermarktketten beschäftigen. Denn immer wieder werden Beispiele von Arbeits-und Menschenrechtsverletzungen entlang internationaler Lieferketten bekannt, sei es in der IT-Branche, bei Textilien oder Lebensmitteln.

Daher lautet das Motto des diesjährigen Weltladentags „ Mensch.Macht.Handel.Fair.“ Wie in den vergangenen Jahren beteiligt sich der Fairkaufladen auch in diesem Jahr wieder an der Kampagne.

Mit einer Information im Schaufenster und mit Flyern möchten wir auf die Probleme hinweisen, die entstehen, wenn Konkurrenzkampf auschließlich über den Preis geführt wird.

Billig wird diktiert

Während der letzten Jahrzehnte haben Supermarktketten immer mehr an Einfluss und Macht gewonnen. Sie sind heute das Nadelöhr, das hundertausende Produzenten auf dem Weg zu Millionen Verbrauchern passieren müssen.

Denn immer weniger Unternehmen mit immer weniger Marktanteilen kontrollieren den Markt. In Deutschland teilen sich die        5  Supermarktketten Aldi, Edeka, Metro, Rewe und die Schwarz-Gruppe (Lidl und Kaufland) inzwischen rund 90 % des Marktes.

Diese Marktmacht verleiht Supermarktketten einen so großen Einfluss, dass sich ihr Verhalten weltweit auf Wirtschaft, Menschenrechte und Umwelt auswirkt.

Je größer die Ketten, desto einfacher können sie Lieferanten und Erzeugern ihre Preise diktieren. Wer sich wehrt, wird ausgelistet. d.h. sein Produkt wird aus dem Sortiment genommen.

Lieferanten geben den Preisdruck innerhalb der Lieferkette weiter.

Am Ende stehen Betriebe in den Produktionsländern, die ihren Arbeiter/innen nur noch Hungerlöhne bezahlen können.

Billig macht Druck

Neben dem Preisdruck nutzen Supermarktketten eine Reihe unfairer Handelspraktiken, um Lieferanten unter Druck zu setzen, z.B.  verspätete Zahlungen, kurzfristige Änderungen von Bestellungen, unangemessene Rabattforderungen, Verbote für den Verkauf von Produkten an andere Ketten, hohe Listungsgebühren, Androhung von Auslistung, unangemessene Forderungen von Zuschüssen zu Werbekosten, Rabattaktionen, Umbauten oder Fusionen.

Laut einer Veröffentlichung des europäischen Wirtschafts-und Sozialausschusses vom 16.1.2013 sind dies keine Einzelfälle, sondern gängige Praxis.

Billig macht arm

In Ländern mit nicht funktionierenden Sozialsystemen sind die Folgen für die Menschen besonder bitter.

Die gezahlten Löhne reichen meist nicht zur Deckung der Grundbedürfnisse und für ein Leben in Würde. Aufgrund fehlender Verträge können Arbeiter jederzeit entlassen werden. Die Bildung von Gewerkschaften wird massiv behindert.

Schlechte Arbeitsbedingungen in Fabriken und auf Feldern gefährden zudem Gesundheit und Leben der Menschen.

 

Billig macht reich

Dass man andererseits  mit unfairen Handeslpraktiken und Preisdrückerei viel Geld verdienen kann, zeigt ein Blick in die Rangliste der reichsten Deutschen:

1. Platz:  Karl Albrecht (Aldi Süd) 17,8 Mia Euro, 2. Platz: die Erben von Theo Albrecht (Aldi Nord) 16 Mia Euro, 3. Platz: Dieter Schwarz (Lidl) 13 Mia Euro

Information aus: Manager Magazin 10/2013

 

Billig macht süchtig

Mit einem harten Konkurrenzkampf, der ausschließlich über den Preis geführt wird, haben es die Supermarktketten geschafft, den deutschen Verbraucher auf billig „abzurichten“. Nach wie vor ist Deutschland das europäische Land, in dem am wenigsten für Lebensmittel ausgegeben wird. Nachdem ein kg Bananen mittlerweile für  69 Cent angeboten wird, greifen z.B.  immer mehr Verbraucher zu den Billigbananen statt zu Chiquita (Rainforest Alliance gesiegelt), das aufgrund der Auflagen, die das Siegel mit sich bringt, bei diesem Preis nicht mithalten kann.

Politik in der Pflicht

Obwohl sich die führenden deutschen Supermarktketten in Hochglanzbroschüren zur freiwilligen Unternehmensverantwortung (CSR- Corporate Social Responsibility) bekennen, zeigen Untersuchungen von zivilgesellschaftlichen  Organisationen, dass dies bisher zu keinen nennenswerten Verbesserungen von Arbeitsbedingungen geführt hat.

Daher ist die Politik gefragt, verbindliche Regeln zu schaffen. Die EU-Kommission hat schon 2011 alle Mitgliedsstaaten aufgefordert, nationale Aktionspläne für die Umsetzung der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte zu entwickeln.  Inzwischen gibt es sowohl in Deutschland (Untersuchung des Bundeskartellamtes 2012) als auch auf europäischer Ebene (Veröffentlichung eines Grünbuchs über unlautere Handelspraktiken 2013, neue Richtlinie zu fairer öffentlicher  Beschaffung seit März 2104) Bestrebungen, unfaire Handelspraktiken aufzudecken. Ob diese ersten Ansätze allerdings zu wirksamen Reformen führen, ist unklar.

Im  ARD-Film „Billig billiger Banane“ werden die oben genannten Zusammenhänge anschaulich erklärt. Hier gehts zum Film:  http://www.youtube.com/watch?v=xAxqdScAfsM

Der Kurzfilm „Ecuador-Hoher Preis für Bananen“ (Weltbilder/NDR) zeigt die Praxis der Pestizidbesprühung von Bananenplantagen: http://www.youtube.com/watch?v=3NwJDl-7tu4

Wie Bananen auch anders angebaut werden können, zeigt der Film „Fairtrade Bananen aus Ecuadorhttp://www.youtube.com/watch?v=-3WGNYaf-qAhttp://www.youtube.com/watch?v=xAxqdScAfsM

 

 Europawahl 2014 -Vote for Fair Trade

Zu guter Letzt: Wer bei der Europawahl noch eine letzte Orientierung braucht für die Wahlentscheidung, hier die Veröffentlichung von Kandidaten, die in der Sitzungsperiode 2014 bis 2019 ein euroweites Manifest mit zentralen Forderungen zum Fairen Handel unterstützen möchten: http://www.forum-fairer-handel.de/politik/europawahl/antworten-der-kandidatinnen/                                        

 

Und in Petershausen –

Machen Sie mit bei der Fairtrade-Gemeinde !

Bis mögliche politische Reformen tatsächlich in die Tat umgesetzt werden, sind wir als Verbraucher gottseidank nicht machtlos. Als Konsumenten können wir uns jeden Tag für Lebensmittel entscheiden, die das Wort verdienen. Und in unserer Rolle als Bürger können wir politisch und gesellschaftlich daran arbeiten, dass sich die Rahmenbedingungen für ein anderes Wirtschaften verändern.

Da Veränderungen sehr oft im Kleinen und in der Umgebung beginnen: Vielleicht engagieren Sie sich als Gastronom, Geschäftsinhaber, Vereinsmitglied, Kirchgänger, Firmenchef, Lehrerin, Kindergärtnerin  im Rahmen der Fairtrade-Gemeinde Petershausen ? Das nächste öffentliche Treffen der Steuerungsgruppe findet am 23. Juni um 18 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses statt. Informationen über die Fairtrade – Gemeinde  Petershausen finden Sie auch auf dieser Homepage.