Neben der Ausstellung „Fairer Handel in Bayern“ des Eine Welt Netzwerks Bayern gab es sechs verschiedene Infostationen zu verschiedenen Schwerpunktthemen.
Um auch Kindern einen einfachen Zugang zu diesen Themen zu verschaffen, konnten sie mit einem Quiz eine kleine Rallye durch die Ausstellung machen.
So lernten sie an der Station Kaffee, dass Petershausener Kaffee in Tansania wächst und am Schokoladen-Infostand, dass die Kakaobohnen in der Kakaoschote nicht braun, sondern noch weiß und glitschig sind.
Erstaunlich war für alle Quizteilnehmer, dass grüne Orangen durchaus reif sind, sie aber erst orange werden, wenn es kalte Nächte gibt.
Dass ein T-Shirt in Bangladesch nicht gebügelt, sondern genäht wird, konnten die Kinder an der Kleiderstation lernen.
Und anhand der Fotos von Tee pfückenden Frauen war die Frage leicht zu beantworten, wer für das Teespflücken meist zuständig ist.
Bei der letzten Frage musste man ganz genau hinschauen, um herauszufinden, dass die Welthauptstadt der Ballproduktion nicht Sialdot, sondern Sialkot heißt.
Als Belohnung für das richtige Beantworten aller Fragen gab es eine Tüte fairer Mangoäffchen oder eine mit sauren Schlangen.
„Fairer Handel – Produkte, Partner und Prinzipien“
hieß der Vortrag, zu dem die vhs Petershausen eingeladen hatte. Wie im Programm angekündigt basieren die Grundsätze des fairen Handels auf sozialen und ökologischen Prinzipien, die darauf abzielen, die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Produzenten in so genannten Entwicklungsländern zu verbessern. An den zehn Prinzipien der WFTO (World Fair Trade Organisation) erläuterte Markus Raschke, Geschäftsführer des Fair Handelshaus Bayern genau, was dies für die Produzenten und Importeure bedeutet.
Um aber die Funktionsweise des fairen Handels noch besser zu verdeutlichen, wurden außerdem konkrete Partner und deren Produkte vorgestellt.
Dazu zählten z.B. ayurvedische Kräuter-Teemischungen und Räucherstäbchen von „Nepali Gardens“, deren Produktion über 900 Kleinbauern-Familien des Chepang- und Raivolkes in Nepal eine Perspektive bietet.
Ein beeindruckendes Projekt sind auch die „Cards from Africa“, handgemachte Grußkarten aus Ruanda. Sie schaffen in der Hauptstadt Kigali für junge Leute, die durch Krankheit oder Krieg zu Waisen geworden sind, Arbeitsplätze. Die Karten werden aus Altpapier gefertigt, das in Büros und Copyshops anfällt. Im anschließenden Pappmache-Verfahren wird daraus handgeschöpftes Papier. Markus Raschke, der selbst 2016 in Kigali war, um sich über das Projekt zu informieren, erläuterte, mit welch kreativen Techniken (wie einem Wagenheber, der den Papierbrei presst und alten Computerlüftern, die das Papier trocknen) sich die Menschen behelfen. Danach zaubern die Kartenmacher über 100 unterschiedliche bunte Motive auf die Karten und signieren sie auf der Rückseite.
Ein anderes Projekt, das Markus Raschke vorstellte, war die „Tama“-Kosmetik aus Ghana. Eine Produktlinie (Seife, Handcreme, Bodylotion, Haaröl), deren gesamte Wertschöpfung in Ghana erfolgt. Die hochwertige Naturkosmetik von Tama beruht auf unraffinierter Sheabutter, welche aus fair gehandelten Sheanüssen in Handarbeit hergestellt wird. So haben über 6000 Bewohnerinnen im Norden Ghanas, die vorher unter schlechten Bedingungen Sheanüsse sammelten, eine nachhaltige Existenzgrundlage.
Ein anderes Produkt, dessen Wertschöpfung in Ghana bleibt, ist die Schokolade „fairafric“. Die Mission von fairafric war und ist, dort Schokolade zu produzieren, wo der Kakao wächst. Denn bisher ist es so, dass der Globale Süden nur die Rohstoffe liefert, welche in den Industrieländern zu fertigen Produkten veredelt werden. 2021 wurde bei fairafric sogar der Traum einer solarbetriebenen Fertigungsstätte Wirklichkeit. Dass es allerdings nicht immer ganz einfach ist, eine Schokolade zu produzieren, die unsere Erwartungshaltung erfüllt, zeigten, so Markus Raschke, die ersten Tafeln. Dank der Vielfalt an Schokoladen sowie von Drops und schokolierten Früchten ist dies mittlerweile allerdings ganz anders geworden.
Seit 2016 ist „SwaziArt“ Importeur von handgefertigten Kerzen (Handelspartner: Swazi Candles), mundgeblasenem Recyclingglas (Handelspartner: Ngwenya Glass) und biologisch hergestellten Chilisaucen, Pestos und Chutneys von Black Mamba (Handelspartner: Black Mamba Foods). Kerzen und Chilisaucen wurden den Zuhörerinnen durch Herumreichen im wahrsten Sinne nahegebracht. Seit September 2022 hat das Fair-Handelshaus den Alleinvertrieb aller SwaziArt-Produkte übernommen, die in Eswatini (früher Swaziland) gefertigt werden.
Ein Vortrag, der anhand von Produkten und der Beschreibung von Handelspartnern anschaulich zeigte, wie die anfangs erwähnten „sozialen und ökologischen Prinzipien“, auf denen Fairer Handel beruht, funktionieren.