Mensch.Macht.Handel.Fair. – Weltladentag 2015

Mensch.Macht.Handel.Fair.  – Weltladentag 2015

Globales Wirtschaften braucht klare Regeln, damit Waren nicht mehr auf Kosten von Menschen produziert werden.

Das ist – in einem Satz zusammengefasst – Botschaft und zugleich Forderung des Weltladentags 2015.

Die gute Nachricht

Dass dies funktionieren kann, zeigt der Faire Handel schon seit Jahrzehnten mit einer immer größer werdenden Produktpalette. Zum Pionierprodukt Kaffee gesellten sich mit der Zeit Zucker, Tee, Kakao, Reis oder Bananen. Sogar Baumwolle, Rosen, Sportbälle oder Grabsteine gibt es in der fairen Variante.

Aber was ist z.B.  mit Handys, Computern und Notebooks, die mittlerweile aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken sind ?

Weitgehend unbekannt ist die Tatsache, dass es tatsächlich Initiativen gibt, die sich mit fairen Arbeitsbedingungen in der Computerindustrie beschäftigen. Der Verein „Nager IT e.V.“ (https://www.nager-it.de/maus) mit seiner fairen Maus  (Foto oben) zum Beispiel ist so ein Vorreiter im Bereich faire Produktionsbedingungen in der Computerbranche. Zumindest kann, so Susanne Jordan von Nager IT, in der aktuellen Version der Maus die Lieferkette zu zwei Dritteln fair gestaltet werden. Damit ist die Initiative Vorbild für die gesamte IT-Branche.

Denn bei genauerem Hinsehen sind die Produktionsbedingungen in der Elektronikindustrie und anderen globalisierten Branchen erschütternd.  Die „Tatorte“, an denen täglich Menschenrechte im Zusammenhang mit Alltagsprodukten verletzt werden, finden sich in vielen Regionen der  Welt.

 

Tatorte

 In Bangladesch verbrennen Näherinnen in einer Textilfabik, weil die Brandschutzbestimmungen nicht eingehalten wurden.

In Kolumbien werden indigene Gemeinschaften zwangsumgesiedelt, damit Kohle für den Export gefördert werden kann.

In Uganda vertreibt die Armee 4000 Kleinbauern von ihrem Land, damit ein Kaffeeröster dort eine Exportplantage errichten kann.

In Brasilien verdienen Turbinenhersteller und Finanzdienstleister an einem Staudamm, der tausenden Fischern die Existenzgrundlage rauben wird.

In Ecuador leiden Bananenproduzenten unter Niedriglöhnen, weil Supermarktketten die Mindestpreisregelung systematisch unterlaufen.

 In all diesen Fällen sind auch deutsche Unternehmen oder deren Tochterunternehmen direkt oder indirekt beteiligt.

 

 

Verantwortungslosigkeit in globalen Lieferketten

 Die erwähnten Beispiele sind nur die Spitze des Eisbergs.

Denn die meisten unserer Alltagsprodukte haben einen langen und verzweigten Herstellungsweg hinter sich.

Dies ist kein Zufall. Um im internationalen Wettbewerb Kosten zu sparen, verlagern Unternehmen Produktionsstandorte oder kaufen Tochterunternehmen. Diese haben oft wiederum hunderte Zulieferer für Einzelteile oder Service-leistungen.

 Unternehmensverantwortung auf freiwilliger Basis – das zeigt die Katastrophe von Rana Plaza – entfaltet nur wenig Wirkung. Umso wichtiger wären Regulierungen, mit deren Hilfe auch deutsche Unternehmen bei Menschen-rechtsverstößen im Ausland zur Rechenschaft gezogen werden können.

 Dies aber wird in Deutschland durch verschiedene Hürden im Rechtssystem verhindert.

Hindernisse im deutschen Rechtssystem

In der deutschen Rechtsprechung sind z.B. Mutterkonzern und Tochterkonzern juristisch eigenständige Personen. Der Mutterkonzern hat zwar Einfluß auf den Tochterkonzern, aber er muss nicht für Schäden haften, die durch ihn entstehen.

 Ein weiteres Hindernis ist, dass es noch keine gesetzlichen Vorgaben dafür gibt, was ein Unternehmen überhaupt tun muss, wenn es von Menschenrechts-verletzungen erfährt.

Zudem können die Betroffenen – z. B. die Näherinnen in Bangladesch-nur einzeln klagen, nicht als Gruppe.

 Und da es in Deutschland kein Unternehmensstrafrecht gibt, können nur einzelne Personen, nicht aber das Unternehmen insgesamt strafrechtlich belangt werden.

 

Das soll sich jetzt ändern

Denn seit 2011 gibt es einen von allen Regierungen anerkannten Rahmen zur menschenrechtlichen Verantwortung von Unternehmen: die

UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte“.

 Diese basieren auf der völkerrechtlichen Verpflichtung von Staaten, Menschen vor Menschenrechtsverstößen – auch durch Unternehmen – zu schützen.

 Die letzte Bundesregierung ist der Forderung des UN-Menschenrechtsrats und  der EU-Kommission, einen  nationalen Aktionsplan für Wirtschaft und Menschenrechte zu erarbeiten, nicht nachgekommen.

 Die jetzige Regierung holt dies nach. Bis Frühsommer 2016 soll der Aktionsplan erstellt sein.

 

Deshalb bitten wir mal wieder um Ihre Unterschrift !

Der Weltladendachverband und wichtige Importorganisationen wollen dieses Bestreben der Bundesregierung mit möglichst vielen Unterschriften unterstützen.

 Im Laden liegen Informationsflyer und eine Unterschriftenliste aus, in die Sie sich eintragen können. Einsendeschluß für die Unterschriften ist der 15. Oktober.

 Parallel dazu nutzen wir in den nächsten Wochen das Schaufenster, um an einigen Fallbeispielen „Tatorte“ genauer zu beschreiben.

 Es wäre schön, wenn wir auch in Petershausen als zukünftiger Fairtrade-Gemeinde ein starkes Zeichen setzen würden für einen Schutz der Menschenrechte weltweit.

 Wie sagte doch Albert Schweitzer ? „ Das Wenige, was Du tun kannst, ist

viel !“

 

Fairer Handel als Vorbild

 Der Faire Handel zeigt  seit 40 Jahren, dass Handel unter menschenwürdigen Bedingungen möglich ist.

 Schon das Ziel des Wirtschaftens ist ein anderes: Im Mittelpunkt steht nicht der Gewinn als alleiniges Ziel, sondern die Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen. 

 Preise werden mit den Handelspartnern im Dialog ausgehandelt. Die Geschäftsbeziehungen sind transparent und basieren auf gegenseitigem Vertrauen und Solidarität.

 Langfristige Beziehungen und Abnahmeverträge gewährleiten ein sicheres und kalkulierbares Einkommen.