Überraschungspaket mit Nilpferden aus Kenia

Überraschungspaket mit Nilpferden aus Kenia

Mehrere Male im Jahr bringt die Post ein Überraschungspaket in den Fairkaufladen. Überraschung deshalb, weil man nie so ganz genau weiß, was drin ist. Für die Fairkäuferinnen allerdings ist klar: Das von Irma bestellte „Kepocko“-Paket aus Aldersbach ist wieder da – mit Waren aus Kenia und Thailand.

In seiner Kenia-Großhandlung in Aldersbach: Gerhard Ernecker mit seiner „rechten Hand“ Regina Söldner. Foto: Straßer

Gerhard Ernecker von der Aldersbacher Fairhandelsbrücke

„Aldersbacher Fairhandelsbrücke“

Der Name könnte nicht treffender sein für die Fairhandelsorganisation. Hat doch der Konstrukteur Gerhard Ernecker, bevor er Handelsbrücken nach Kenia baute, in seinem Büro in Aldersbach (Landkreis Passau) richtige  Brücken aus Stahl und Beton geplant. Die Eindrücke einer Reise nach Kenia veränderten sein berufliches Leben derart, dass er mittlerweile als Importeur von Kunsthandwerk für zahlreiche Menschen in Nairobi und Mombasa Absatzmärkte und damit Perspektiven für die Zukunft schafft.

Unter dem Namen Kepocko-Kenian Arts importiert Gerhard Ernecker in Kenia produzierte Kunstgegenstände aus Olivenholz, Speckstein oder Kuhhorn und vertreibt sie weiter an über 200 Weltläden.

Mit einer verlässlichen Partnerschaft, fairen Preisen und Mikrokrediten für die Anschaffung von Materialien konnte Ernecker ein festes Netzwerk an Produzenten schaffen, zu dem auch zwei große soziale Einrichtungen in Kenia gehören.

Da gibt es z.B. das Projekt „BOMBOLULU“ in der Nähe von Mombasa, das über 160 körperbehinderte, gehörlose und blinde Menschen und deren Familien betreut. Dort werden in verschiedenen Werkstätten Kleidung, Schmuckwaren oder Gegenstände aus Holz und Leder gefertigt. Die Organisation ist ein Segen, denn bei einer  Arbeitslosigkeit von 30 Prozent haben Behinderte so gut wie keine Perspektiven.

Oder die Organisation „UNDUGU Society“ mit Sitz in Nairobi, die 1973 von einem niederländischen Missionar als Straßenkinderhilfsprojekt ins Leben gerufen wurde. Seit 1982 kümmert sich Undugo Society darum, die Lebenssituation von Kindern, Jugendlichen und Frauen in den Slumgebieten der Landeshauptstadt Kenias zu verbessern und die Armut der marginalisierten Bevölkerungsschichten auf dem Land und in den Städten zu senken.

 

Hier ein Einblick in zwei Werkstätten, von denen die Aldersbacher Fairhandelsbrücke Waren bezieht

Schmuckwerkstatt von Bombolulu (in der Mitte Gerhard Ernecker)

 

Werkstatt von Herrn Zephania, in der Olivenholz zu  Salatbestecken sowie Salz – und Gewürzlöffeln verarbeitet wird

 

und hier einige Produzenten

KEPOCKO KENYAN ARTS, Nairobi

Rosemary mit Familie stellt Schmuckbäume, Engel, Figuren aus Sisal und Bananenblatt her.

KEPOCKO KENYAN ARTS, Nairobi

Sophia (rechts) mit ihren ArbeiteInnen stellt verschiedene Specksteinartikel her.

 

Nachdem Sie nun ein wenig über die Herkunft der Produkte erfahren haben, wollen wir endlich das Überraschungspaket öffnen. Durch Anklicken der Fotos lassen sich die Produkte vergrößern.

Wieder dabei sind Produkte

-aus Olivenholz 

 

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-aus Horn (Armband ganz rechts mit Stachelschweinborsten):

 

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-aus Speckstein:

 

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Speckstein als Werkstoff:

Speckstein – auch  Seifenstein genannt – gehört zu den Talkgesteinen. Er fühlt sich fettig oder speckig (Name) an, ist ein relativ weicher Naturstoff und lässt sich daher leicht bearbeiten. Speckstein kommt auf allen Kontinenten vor, je nach Herkunft ist seine Beschaffenheit unterschiedlich. Nordischer Speckstein gilt als relativ hart, mitteleuropäischer eher als brüchig, und Speckstein aus südlichen Erdregionen wie Australien, Südamerika oder Afrika ist eher weich.

Kenia-Speckstein – in Fachkreisen auch Kisii-Speckstein genannt – wird in der Gegend um Tabaka abgebaut, einem Ort ca 25 km von der größeren Stadt Kisii entfernt. Um an die Specksteinschicht zu gelangen,  wird die obere Erdschicht ca einen Meter tief abgetragen. Der Abbau ist schwere körperliche Arbeit, er erfolgt von Hand mit Hilfe von sogenannten Stemm-Meißeln. Für die eigentliche Bearbeitung kommen Handsägen zum Einsatz sowie Schälmeißel, Messer, Schaber und Schleifpapiere. In der Regel sind die Männer zunächst für das grobe Bearbeiten der Steine zuständig. Der Feinschliff, das Schmirgeln, Waschen, Wachsen und Polieren wird dann sehr oft von Frauen durchgeführt. Das eigentliche Eingravieren der Muster dann aber auch wieder von Männern. Die KunsthandwerkerInnnen haben ihr Handwerk von den Eltern erlernt und dabei ständig weiter entwickelt. Specksteinhandel dient dem Lebensunterhalt von vielen Tausend kenianischen Familien, vor allem können damit Schulbesuch und Schuluniform der Kinder finanziert werden.

Hier ein Video der Fairhandelsorganisation Contigo, das einen kleinen Einblick gibt in die Arbeit der Schnitzer, den Abbau des Specksteins, die Entwicklung des Specksteinhandels in Kenia sowie dessen Bedeutung für die Menschen:

 

 

Zu guter Letzt wollen wir auf keinen Fall den thailändischen Anteil des Überraschungspakets vergessen. Denn mittlerweile hat Gerhard Ernecker auch eine faire Brücke nach Nordthailand geschlagen:

Baumwoll-Stofftäschchen aus Nordthailand

mit Mustern nach der Tradition der nordthailändischen Bergvölker der „Lisu“ und „Hmong“

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Die Täschchen sind vielseitig verwendbar,  zB. als Geldbeutel, Stiftemäppchen, Kosmetiktäschchen, Brustbeutel oder Schlüsselanhänger. Da kleine (und große) Mädchen in kleinen Stofftäschchen gerne viele kleine Dinge verstauen, sind sie ideal als kleines Geschenk für Anlässe wie Kommunion, Konfirmation oder Einschulung.

Ein Geschenk sind die Täschchen aber auch für Frau Mee Too und Frau Lin in Chiang Mai (Nordthailand), denn durch deren Verkauf können sie und acht weitere Näherinnen ihre Familien versorgen.