Faire Mode für alle – 1. faire und inklusive Modenschau in Petershausen

Faire Mode für alle – 1. faire und inklusive Modenschau in Petershausen

Dass um 15 Uhr in der Petershausener Mehrzweckhalle etwas Besonderes stattfinden musste, zeigte allein schon die Anzahl der Besucher.  Denn die Fairtrade-Gemeinde Petershausen hatte für diesen Zeitpunkt über Plakate, Flyer und Presseartikel zu einem Event der besonderen Art eingeladen: Petershausens erste faire und inklusive Modenschau. Gab es auch früher während des Gesundheitstages schon mal eine Modenschau, wollte man im fünften Jahr der Fairtrade- Gemeinde zeigen, dass es auch bei der Mode fairer zugehen kann.

Spätestens seit den beiden Unglücken in Textilfabriken in Bangladesch  (Ali Enterprises, 2012 und Rana Plaza, 2013) ist  klar:  Der Modesektor gehört zu einer der skupellosesten, was die Produktionsbedingungen in den Bereichen Arbeitssicherheit, Arbeitszeiten oder Löhne betrifft. Der Kostendruck der Modeketten führt zu einem Zerlegen der Produktionsabläufe in kleinste Schritte, die so „effizient“ ausgestaltet werden, dass die immer kleiner werdenden Gewinnmargen überhaupt gehalten werden können. Im Unterschied zu „einfachen“ fair gehandelten Produkten wie Kaffee, Tee, Schokolade, Fußbällen, Baumwolle oder Rosen wird Kleidung deshalb heute über lange Lieferketten produziert, an bis zu acht Standorten über verschiedene Kontinente.

Ein fairer Textilstandard, der die gesamte Lieferkette vom Baumwollfeld bis zu Konfektionierung umfasst, ist gerade erst am Entstehen.

Fair Wear Foundation

Logo

Allerdings gibt es Labels , die sich für eine Verbesserung in bestimmten Teilbereichen der Lieferketten einsetzen. Eines davon ist die Fair Wear Foundation, eine 1999 in den Niederlanden gegründete Organisation, die speziell in Nähfabriken die Einhaltung der acht Kernarbeitsnormen der ILO (Internationale Arbeitsorganisation) kontrolliert. Rund 80 Unternehmen mit 120 Marken sind Mitglieder der Fair Wear Foundation, u.a. öko-faire Marken wie Hess Natur oder HempAge, aber auch Outdoor Marken wie Jack Wolfskin und VAUDE. Auch die in Belgien ansässige Firma Stanley/Stella, deren Erfolgsrezept in der Einfachheit der Schnitte liegt, ist Mitglied der FWF.

In einem kurzen Input vor der eigentlichen Modenschau durch Model Sabine (links) und Fairkaufladen-Mitarbeiterin Christa erfuhren die Zuschauer anhand von acht Symbolen,  was die Kernarbeitsnormen der ILO bedeuten (auf dem Foto: Arbeitsnorm Nr. 5 „existenzsichere Löhne„).

Präsentiert in der anschließenden Modenschau wurden einfache T-Shirts und sportliche Bekleidung der Firma Stanley/Stella, die in Nähfabriken in Bangladesch unter Einhaltung und Kontrolle der beschriebenen Arbeitsnormen produziert werden. Dazu kombiniert waren attraktive Accessoires (Taschen, Körbe, Schals …) kleinerer fairer Handelspartner, welche z.T. unter Verwendung natürlicher Materialien, mit einfachen Techniken und in Handarbeit gefertigt werden.

Für die perfekte Planung und Vorbereitung der Modenschau (Kombination von T-Shirts, Kapuzenpullis und Hosen mit passenden Accessoires für jedes einzelne Model) sorgte Fairkaufladen-Mitarbeiterin Pia Fischer. Auch ohne Generalprobe (die aus Zeitgründen nicht mehr möglich war) lief deshalb der Auftritt der Models und die musikalische Begleitung durch die Apo-Trommler wie am Schnürchen.

Impressionen

Alexander mit Kapuzenpullover (Stanley/Stella), fair gehandeltem Fußball (Pakistan) und Hamamtuch (Fouta/Indien), Alina mit T-Shirt (Stanley/Stella), Schal (Baghi/Indien, Material: Wolle und Seide), Filztäschchen (Nepal)  und Einkaufskorb (Wüstensand/Marokko, Material: Hirsestroh)

 

Margarete mit T-Shirt (Stanley/Stella) und passendem Schal, Mütze und Stulpen (Baby-Alpaka, Baumwolle, GOTS-zertifiziert, Peru) Umhängetasche (New Sadle/ Nepal)

Küchenfee Sabine mit T-Shirt und Kaupzenjacke (Stanley/Stella) sowie Schürze und Kochhandschuh (Selyn/Sri Lanka) und Schneidebrett, Küchenfee Nicole mit T-Shirt (Stanley/Stella), kombiniert mit Schürze (Matarenda/Zimbabwe), Tuch (Indien), Korb (Bangladesch, Material: Seegras) und bio-fairen Kochzutaten

 

Erna mit Langarm-T-Shirt (Stanley/Stella), kombiniert mit Schal (Indien, Material: Baumwolle und Modal) und Holzschale (Matarenda/Zimbabwe)

 

Astrid mit T-Shirt (Stanley /Stella), kombiniert mit Schals (Indien), leichtem Korb (Mai Vietnamese Handicrafts/Vietnam, Material: Seegras) und blauer Filzblume ( Akar/Nepal)

 

Karin mit T-Shirt (Stanley/Stella), Schal (Indien) und Korb.

 

Nicole mit T-Shirt (Stanley/Stella), kombiniert mit Schal (Indien, Material: Seide), Stulpen (Baby-Alpaka, Baumwolle, GOTS-zertifiziert, Peru) Lederbörse (Indien) und eleganter Einkaufstasche (Madagaskar, Material: Raphiapalme)

 

Gaby, ganz in in Blautönen, mit Ledertasche (Indien), Hut (Madagaskar, Material: Raphiapalme), Stulpen und Hamamtuch (Fouta/Indien)

 

 

Unser jüngstes Model Antonia (4 Jahre, an der Hand ihrer Oma Renate), mit Kinder – Einkaufskorb (Vietnam, Material: Rattan-Seegras) und gehäkelten Ohrenwärmern Typ Eisbär (Nepal, Material: Wolle und Plüsch)

Renate mit Langarm T-Shirt, kombiniert mit Schal (Indien) und Ledertasche (Indien).

 

Eleni (bewegt sich tapfer in Richtung Bühne), wie Antonia im Schlafanzug (Rajlakshmi, Indien, Material: Bio-Baumwolle) der Gepa (Importeur).

 

Kathrin, links, mit T-Shirt und Jogginghose (Stanley/Stella), Schal (Indien), Seidenrose und Umhängetasche (Matarenda/Zimbabwe)

Margarete mit Kapuzenpullover (Stanley/Stella) und österlichen Accessoires aus verschiedenen Materialien (gestricktes Ei/Huhn-innovativ als Ohrhänger genutzt, gefilztes Huhn und Blechvogel)

 

Carola mit T-Shirt (Stanley/Stella) mit Schal (Indien), Seidenrose und Rucksack (Matarenda/Zimbabwe)

 

Karina mit  T-Shirt (Stanley/Stella), Schal (Indien, Material: Wolle) und Filzblumen (Nepal)

 

Anita mit T-Shirt von Stanley/Stellar mit Klangschale (Nepal) und Schal (Indien)

 

Manuela (arbeitete schon unter Heidi Klum bei internationalen Modeschauen mit) kombiniert Kapuzenpullover und Jogginghose (Stanley/Stella) mit High-Heels …

… und ein T-Shirt (Stanley/Stella) mit eigenem Mantel und fair gehandeltem Hut (Madagaskar, Material: Raphiapalme).

Fünf Bürgermeisterkandidaten als Überraschungsmodels

Für großen Applaus sorgten auch unsere fünf Bürgermeisterkandidaten, die es sich nicht nehmen ließen, in verschiedenfarbigen Kapuzenjacken von Stanley/Stella  auf die Bühne zu gehen.

Alle vereint und locker wie selten: die fünf Bürgermeisterkandidaten

Fairness, auch im Sinne von Fairplay im Kommunal-Wahlkampf,  symbolisierte der fair gehandelte Fußball aus dem Fairkaufladen. Der Kandidat, der das Rennen macht, erhält ihn als Geschenk zur Einweihung des neuen Bolzplatzes.

Als Dankeschön für die Teilnahme an der Modenschau erhielten alle anderen Models eine fair gehandelte Rose aus dem örtlichen Blumengeschäft Birkl und einen Einkaufsgutschein aus dem Fairkaufladen.

Afrikanische Rhythmen mit den „Apo-Trommlern“ aus Dachau

Für die akustische Begleitung vor und während der Modenschau sorgten die „Apo-Trommler“ aus Dachau, die mit ihren Basstrommeln und fair gehandelten Djemben westafrikanische Rhythmen in die Mehrzweckhalle brachten. Manche Teilnehmer*innen der Gruppe, wie Renate Rohner-Busija ( 2.von links) , sind schon von Anbeginn vor 20 Jahren mit dabei. Die Petershausenerin ist vhs-Dozentin am Ort mit langjähriger Erfahrung in Trommelkursen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

Verschiedenheit als Bereicherung und das Recht auf Teilhabe

Neben dem Aspekt der Fairness sollte die Modenschau aber auch inklusiven Charakter haben. Nach dem Motto „Faire Mode für alle“ haben verschiedenste Models -jung und alt, mit und ohne Behinderung- an der Modenschau teilgenommen. Verschiedenheit als Bereicherung und das Recht auf Teilhabe sollte hier gelebt und als kleines Zeichen und Vorbild von diesem Petershausener Gesundheitstag ausgehen.

Kathrin und Carola möchten auf jeden Fall nächstes Mal wieder dabei sein.

Die bei der Modenschau präsentierten Textilien und Accessoires sind im oder über den Fairkaufladen erhältlich. Das Angebot von  T-Shirts, Kapuzenpullovern- und jacken von Stanley/Stella ist möglich geworden über eine Zusammenarbeit mit „Fashion and More“ in Freising. Vielen Dank an Günther Sesselmann!

Fotos: Elmira Führer, Birgit Sprattler, Lydia Thiel