50 Jahre Weltläden

50 Jahre Weltläden

Foto: Antworten auf die Frage, warum Weltläden wichtig sind

Die Geschichte der Weltläden und des Fairen Handels begann Anfang der 70iger Jahre. Vor allem kirchliche Jugendorganisationen demonstrierten in über 70 deutschen Städten mit sogenannten „Hungermärschen“ gegen die wachsende Ungerechtigkeit im Welthandel – und schufen damit eine neue Bewegung.

Viele der Jugendlichen beließen es nicht bei Protesten, sondern gründeten Aktionsgruppen und Weltläden. Der erste mit dem Namen „Weltmarkt“ wurde am 29. September 1973 in Stuttgart gegründet, 1978 existierten bereits 40, 1985 etwa 200 und heute gibt es mehr als 900 Weltläden.

Der Begriff Bewegung ist nicht übertrieben. Denn zählt man zu den Weltläden auch die Fair Handels-Gruppen (mehrere Tausend) mit ihren Mitarbeiter*innen hinzu, so kommt man auf ca 100000 Menschen, die in diesem Bereich aktiv sind.

Das Zitat des ehemaligen brasilianischen Erzbischof Dom Helder Camara „Eure Almosen könnt Ihr behalten, wenn Ihr uns gerechte Preise zahlt“  ist so etwas wie das Leitmotiv der Weltladenbewegung.

50 Jahre Weltläden war nun auch der Anlass, in der Fairen Woche Karten auszulegen, auf denen Kunden beschreiben konnten, warum sie Weltläden wichtig finden. Die Antworten reichten von Pionierarbeit für den Fairen Handel, menschenwürdige Arbeitsbedingungen, Ausschluss von Kinderarbeit, Armutsbekämpfung, Verkaufsmöglichkeiten für kleinere Handwerksbetriebe, Absatzkanal für schönes Kunsthandwerk und Textilien bis hin zu der Möglichkeit sich ehrenamtlich zu engagieren sowie Bildungsarbeit zu betreiben.

Uwe Schneidewind, der frühere Geschäftsführer des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt Energie hob schon 2005 in dem „Report Fair Future“ die Wichtigkeit des Fairen Handels hervor.

In Anbetracht des Kampfes um die immer knapper werdenden natürlichen Ressourcen und der überforderten Biosphäre sagte er: “ Es wäre nicht erstaunlich, wenn Historiker auf die Fairtrade-Bewegung als auf ein Laboratorium für die Neugestaltung der Weltökonomie zurückblicken. In einer Nische werden da Prinzipien ausprobiert, die eines Tages zu Bausteinen einer zukunftsfähigen Welthandelsordnung führen könnten. …  Das Zentrale am Fairen Handel ist ja, immer wieder zu zeigen, dass es möglich ist, ökonomisches Handeln nicht nur rein ökonomisch zu betrachten. Es wird immer viel mit ökonomischen Sachzwängen argumentiert, es ginge ja gar nicht anders.   Da ist es wichtig, dass es jemanden gibt, der die Möglichkeitsräume aufzeigt und ein Stachel im Fleisch der Politik und Wirtschaft ist. Ob der nun einen oder 20 Prozent Marktanteil hat, ist dabei gar nicht entscheidend, er muss nur zeigen, dass es geht „ (Gerd und Katharina Nickoleit, Fair for Future – ein gerechter Handel ist möglich, Ch.Links Verlag 2021)

Seit dem 12. April 2002 beweisen über 20 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und vor allem auch die Kundinnen und Kunden des Fairkaufladen, dass der Betrieb eines Weltladens in Petershausen erfolgreich sein kann. Auch zeigen Gemeindeverwaltung, Vereine, Kindergärten, Kirchen, Schulen sowie einzelne Geschäfte und Gastronomiebetriebe mit ihren jeweils eigenen Möglichkeitsräumen, dass sie den Fairen Handel unterstützen können.

Und sei es auch nur, jedes Jahr statt konventioneller die fair gehandelten Schoko-Nikoläuse zu kaufen. Die erste Lieferung davon ist übrigens schon im Fairkaufladen angekommen. Mehr darüber demnächst in einem eigenen Beitrag …