Fair gehandelter Tee stärkt Frauenrechte – Fairkaufladen beteiligt sich an der Fairen Woche 2019

Fair gehandelter Tee stärkt Frauenrechte – Fairkaufladen beteiligt sich an der Fairen Woche 2019

Teepflückerin im Teegarten Samabeong in Darjeeling (Foto: Gepa– The Fair Trade Company)

Unter dem Motto „Gleiche Chancen durch Fairen Handel“  und dem besonderen Fokus auf das Thema „Tee“ beteiligt sich auch der Fairkaufladen an der bundesweiten Fairen Woche 2019.

Unter der Schirmherrschaft des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Dr. Gerd Müller  wird in über 2000 Veranstaltungen bundesweit darauf aufmerksam gemacht,  welche Ansätze und Lösungsmöglichkeiten der Faire Handel hat, um  Frauenrechte zu stärken.

„Edle Tees für Hungerlöhne“ oder faire Tees für gute Arbeitsbedingungen?

Das Thema „Tee“ stellen wir aus zwei Gründen in den Vordergrund: Zum Einen, weil die Gepa ihr gesamtes Teesortiment erneuert hat und wir dieses unseren Kunden -zumindest partiell – vorstellen möchten. Zum Anderen aber auch, weil wir Leistungen des Fairen Handels in Bezug auf die Förderung von Frauen den neuesten Erkenntnissen einer Studie der Rosa Luxemburg Stiftung zu Missständen beim Teeanbau im indischen Darjeeling https://www.rosalux.de/publikation/id/40628/edle-tees-fuer-hungerloehne/ gegenüberstellen wollten.

Studie: «Edle Tees für Hungerlöhne»

Titelbild der Studie „Edle Tees für Hungerlöhne“ (Foto: Rosa Luxemburg Stiftung)

Darin kritisiert Autor Benjamin Luig (seit 2016 Leiter des Dialogprogramms Ernährungssouveränität der Rosa-Luxemburg-Stiftung) u.a. die extrem niedrigen Tageslöhne (2,25 Euro, die nur ausgezahlt werden, wenn  bestimmte Erntemengen erreicht werden) und die schlechten Arbeits-und Lebensbedingungen (keine geschützten Toiletten für Frauen, sehr mangelhafte Unterkünfte, keine Mitbestimmung durch strenge hierarchische Strukturen, die noch aus der Kolonialzeit stammen) der Teepflückerinnen in Darjeeling.

Ein wichtiger Grund ist nach Ansicht des Autors auch die Konzentration im Teesektor und der enorme Preisdruck, an dem auch deutsche Teehändler beteiligt sind. Wie schon die Misereor-Studie aus dem Jahr 2014 „Harvesting Hunger. Plantation Workers and the Right to Food“ zeigte, hat sich an der Situation bisher noch nicht wirklich viel verändert. Allerdings laufen gerade Verhandlungen zwischen der Regierung, Gewerkschaften und Arbeitgebern mit dem Ziel, die Mindestlöhne an die tatsächlichen Lebenshaltungskosten anzupassen. Dazu müssten sie nach der Empfehlung einer Regierungskommisiion für den Bundesstaat Bengalen mindestens verdoppelt werden.

TPI: Pionier in Sachen Mitbestimmung und Frauenförderung

Dass es auch ganz anders geht, zeigt der langjährige Teepartner der Gepa „Tea Promotors India“ (TPI).

Am Beispiel von TPI (aber auch von SOFA in Sri Lanka und Van Chan Organic Farmers in Vietnam) zeigen wir mit Informationen und einer Fotowand, wie fairer  Tee produziert wird und wie besonders Frauen gefördert werden.

 

Denn in einer 30jährigen Zusammenarbeit mit dem Anbauverband Naturland und der Gepa ist TPI zu einem Vorzeigemodell für fairen Handel und Bio-Anbau in Darjeeling geworden.

Herausragend sind vor allem die Möglichkeiten der Mitbestimmung: Von Anfang an sind Teearbeiter und Pflückerinnen im gemeinsamen Komitee mit dem Management vertreten und können über Sozialleistungen mit entscheiden.

Faire Preise an unsere Teepartner: Wir zahlen faire Preise an unsere Tee-Handelspartner - meist über die Standards von Fairtrade International hinaus. Foto: GEPA - The Fair Trade Company/A. Welsing

Mitbestimmung durch Teearbeiter*innen (Foto: Gepa– The Fair Trade Company)

Löhne werden bei TPI das ganze Jahr über bezahlt – selbst wenn die Erntesaison zu Ende ist ( was gesetzlich vorgeschrieben ist, aber in der Realität kaum eingehalten wird).  Außerdem müssen die Pflückerinnen von TPI die Kosten für Arbeitskleidung und -utensilien nicht selbst tragen ( im konventionellen Sektor werden diese vom Lohn abgezogen).
Darüber hinaus schüttet TPI einen Bonus von 20 Prozent auf den Jahreslohn aus.

Geldwerte Mehrleistungen in Form von Schulungen zu Bio-Anbau, Finanzbuchhaltung, Fair Trade und zum Schutz vor sexueller Belästigung sind üblich, ebenso Schulstipendien und spezielle Förderungen für Schüler*innen sowie Solarstrom und Biogas für die Küchen der Familien, elektrische Beleuchtung für die Wohnhäuser  oder spezielle Kochtöpfe zum Aufwärmen von Essen während der Arbeit.

Ganz ungewöhnlich für den indischen Teesektor ist die Tatsache, dass mit Bhawana Rai eine Frau die Managerin eines Teegartens ist.

Bhawana Rai verkostet Tee. Foto: GEPA – The Fair Trade Company/A.Welsing

Bhawana Rai, Foto: GEPA – The Fair Trade Company/A.Welsing

Da Frauen den größten Anteil der Arbeit in einem Teegarten erledigen, ist es für sie eine große Erleichterung, mit  Bhawana Rai eine Frau als Vorgesetzte zu haben, mit der sie offen und frei reden können.

Gute Bildung für Mädchen ist in Indien nicht sebstverständlich. Die Familien hätten aber, so Bhawana Rai, erkannt, wie wichtig es sei, dass auch Mädchen zur Schule gehen. Heute schickten sie ihre Töchter zur Schule und  sogar zu einer weiterführenden Schule. (Informationen: Gepa)

Die Highschool im Teegarten Samabeong bietet Chancen, auch für Kinder aus der Umgebung. Dass Mädchen zur Highschool gehen, ist in Indien nicht selbstverständlich. Noch ungewöhnlicher ist es für Töchter von Teearbeiterfamilien. Foto: GEPA - The Fair Trade Company/A. Welsing

Die Highschool im Teegarten Samabeong  (Foto: Gepa– The Fair Trade Company)

Andere Teepartner der Gepa

Aber nicht nur TPI in Indien, sondern z.B. auch Kleinbäuerinnen und -bauern im zentralen Hochland von Sri Lanka oder indigene Kleinbauern im Norden von Vietnam  sind Teepartner der Gepa.

Die „Small Organic Farmers‘ Association“ (SOFA) in Sri Lanka betreiben Teeanbau in Mischkultur zusammen mit Mangobäumen, Kokospalmen, Gemüse und Gewürzen. Und die „Van Chan Organic Farmers“ leben in abgelegenen Dörfern ganz im Norden Vietnams, wo sie  Teeblätter von wild wachsenden Teebäumen sammeln und somit den Bergwald erhalten.

Darüber hinaus gibt es mit „WORC“ und „Heiveld“  Teepartner in Südafrika (Rooibostee) und  mit „Sekem“ in Ägypten (Käuter und Gewürze).

 

Ein neuer Film fasst die Fakten rund um das neue Sortiment der Gepa gut zusammen:

 

 

Unser besonderer Service in der Fairen Woche zum Kennenlernen der Tees

Auch wenn Informationen über die Handelspartner elementarer Bestandteil des Fairen Handels sind, so soll der Genuss und das Ausprobieren verschiedener Teesorten nicht zu kurz kommen. Deshalb bieten wir unseren Kunden während der Fairen Wochen und eine Woche darüber hinaus einen besonderen Service:

 

  • Wir reduzieren alle Gepa- Tees um 15 Prozent.

  • Wir verkaufen einzelne Teebeutel zum Preis von 20 Cent.

  • Mit der Teilnahme an einem Tee-Quiz können unsere Kunden Tee-Preise gewinnen.

 

Und zu guter Letzt als Einstimmung auf Weihnachten eine Huldigung des Tees in Form eines Pagodengedichtes:

Tee
zarte Knospen
duftende Blätter
Gefährte der Poeten
Heißgeliebter der Einsiedler
tief bernsteinfarbendes Gebräu
Befreiung von pedantischem Formalismus
vertreibt den berauschenden Dunst des Weines
des Abends paßt er gut zu schimmerndem Mondschein,
in der Morgendämmerung zum karmesinroten Wolkenhimmel
überbrückt die Kluft zwischen uns und den Generationen von einst

Yüan Wei-Chih (chin. Dichter in der Tang-Dynastie)